Ostern 2019 sollte es mal wieder traditionell zugehen bei uns. Für Schokoeier in quietschgrünen Holzwollenestern waren meine Kinder allerdings schon zu groß (Marions Kinder verbrachten die Ostertage bei ihrem Vater). Groß genug andererseits für Dinge, die jüngere Kinder oftmals so gar nicht mögen: Lamm, Spargel und experimentelle Küche.
Schnell fiel die Wahl auf eine ganze Lammkeule, die Marion dank ihrer multikulturellen Nachbarschaft frisch und in exzellenter Qualität besorgen konnte. Stellte sich nun die Frage nach der Art der Zubereitung und natürlich den Beilagen.
Die Sache mit den Kochvideos
Zu Lammkeule habe ich (Marcus) in mehrfacher Hinsicht eine sehr innige Beziehung. Wichtigstes Erlebnis in dieser Hinsicht war ein Stapel DVDs.
2013 erkrankte ich an Leukämie und musste mich mehrerer Chemotherapien unterziehen. Mir war in kürzester Zeit speiübel, und ich konnte tagelang nichts bei mir behalten. Erstaunlicherweise jedoch legte sich die Übelkeit spürbar, wenn ich Kochvideos schaute.
Also brachte mir meine Schwester, stets treusorgend, ein paar DVDs von Jamie Olivers „Naked Chef“ vorbei. Uralte Dinger, der Meister darauf noch so jung, dass man es kaum glauben mochte. Aber: Kochen konnte er. Unter anderem eine Lammkeule.
Ich war hingerissen und schwor mir, wenn ich wieder gesund bin, will ich diese Lammkeule zubereiten!
Lammkeule aus dem Grill?
Nun war es also soweit: Lammkeule. Allerdings war der Ostersonntag 2019 ein fantastisch sonniger und herrlich warmer Tag, so dass wir uns nicht länger als unbedingt notwendig im Haus aufhalten wollten. Wir entschieden uns daher, die Keule und möglichst viele der Beilagen draußen zuzubereiten – im Kugelgrill.
Kugel…was?
Ein „normaler“ Grill, also ein Flachgrill, liefert die komplette Hitze von unten. Das Grillgut wird daher auf einer Seite sehr schnell und intensiv gegart, auf der anderen, oben liegenden Seite dagegen gar nicht. Vor allem Steaks, beispielsweise Entrecôtes eignen sich hier hervorragend als Grillgut. Achtsam auf einem Flachgrill gegart werden sie außen gut durch und innen, ganz nach Wunsch der Gäste und abhängig von der Grilldauer, etwas zwischen „blue“ (roh), „rare“ (blutig), „medium“ (so halb…) oder „well done“ (Gut durchgebraten; letzteres tun Sie bitte nur, wenn Sie eine Schwangere zu Gast haben, sonst stirbt ein kleines Kätzchen!)
Im Kugelgrill dagegen verteilt sich die Hitze innerhalb der Kugel, so dass zu der immer noch intensiven Unterhitze eine rundum herrschende Oberhitze kommt, die sich zwischen etwa 180 und 350°C bewegen und mithilfe von Lufteinlässen überraschend präzise geregelt werden kann. Gute Kugelgrills haben zusätzlich einen trichterförmigen Einsatz für die Brennkammer, mit dem sich die Hitze weiter regulieren lässt, so dass man optional einen Bereich mit komplett indirekter Hitze schaffen kann.
Ein solcher Grill ist insbesondere für empfindliches Grillgut wie z.B. Geflügel oder große Teile wie etwa einen Braten, ein ganzes Stück Geflügel oder eben eine Lammmkeule geeignet.
Der Römertopf
Damit die Lammkeule möglichst gleichmäßig und schonend gegart wird, entschieden wir uns für ein Gargefäß, das deutscher nicht sein könnte: Den Römertopf.
In den Siebzigern und frühen Achtzigern ging nichts ohne den tönernen Bräter aus Ransbach-Baumbach in der Nähe von Montabaur. Vor allem Geflügel, aber auch den guten, alten Sonntagsbraten gab es damals allerorten aus dem hippen Ding, das in einer immer kleiner werdenden Welt heimelige Ursprünglichkeit und bewährte Verlässlichkeit versprach.
Unsere Lammkeule passte perfekt in den größeren unser beiden Römertöpfe. Gewürzt nur mit Olivenöl, Pfeffer, Salz, Knoblauch, ein paar Zitronenspalten und reichlich frischem Salbei stellten wir sie für drei Stunden in die auf 200°C geregelte, indirekte Hitze. Nach etwa zwei Studen konnten wir reichlich Bratensaft abgießen, aus dem wir mit minimalem Aufwand eine fantastische Soße zauberten.
Den zweiten, kleineren Römertopf wässerten wir für 20 Minuten und füllten ihn dann mit kleinen Kartoffeln, die wir mit etwas Olivenöl, Pfeffer, Salz und Rosmarin gewürzt hatten. Nach etwa einer halben Stunde im Kugelgrill waren unsere Rosmarinkartoffeln perfekt! Kochwasser war nicht notwendig, denn der gewässerte Tontopf wirkte wie ein Dampfgarer.
Unser Fazit
Sowohl die Entschidung, die Lammkeule und die Rosmarinkartoffeln im Römertopf zu garen als auch die Idee, das Ganze im Kugelgrill durchzuführen war rundweg eine sehr gute! Das Fleisch war aromatisch und zart, die Kartoffeln auf den Punkt gar. Nichts war angebrannt, die Keule kein bisschen dröge. Ein rundherum fantastisches Osteressen, welches bei bestem Wetter größtenteils draußen zubereitet und natürlich draußen gegessen wurde.